WAYKS x Tchibo
Update 8.6.2022: DIE ZEIT berichtet über den Fall im Wirtschaftsteil ihrer Printausgabe sowie auf ZEIT ONLINE.
For English version, click through to our Instagram Post.
Rückblick
- 1.5.: Eine treue WAYKS-Kundin entdeckt in einer Wiener Tchibo-Filiale Taschen, die unseren "Sling" Taschen sehr ähnlich sehen
- 3.5.: Wir stellen fest, dass unsere "Sling Combo" und der "WayksOne"-Reiserucksack vor etwa einem Jahr an Tchibos Firmenadresse bestellt wurden
- 5.5.: Wir fordern daraufhin eine Stellungnahme von Tchibo an, erhalten jedoch keine Antwort
- 10.5.: Inzwischen ist ein '3-in-1 Travel Backpack' mit abnehmbarer Kühltasche auf tchibo.de erhältlich, und der Preis ist um 200 Euro niedriger
- 10.5.: Auf Instagram veröffentlichen wir einen Post dazu. Es gibt eine überwältigende Resonanz von treuen Followern, aber auch von Menschen, die noch nie von uns gehört hatten: Designer*innen, Kleinunternehmer*innen, anderen (Rucksack-)Marken, Journalist*innen und einflussreichen Persönlichkeiten
- 11.5.: Tchibo antwortet auf unsere E-Mail vom 5.5. und bittet um ein Telefonat
- 12.5.: Während des Gesprächs erklärt Tchibo, dass die Taschen ihre eigenen Entwürfe seien, inspiriert von verschiedenen Produkten und Trends. Sie bekunden jedoch die Absicht, auf unsere Bedenken einzugehen und auf uns zuzugehen, um eine Lösung zu finden
Was seitdem passiert ist
Um beide Produkte in natura vergleichen zu können, schickte uns Tchibo anschließend ihren Rucksack, in der Annahme, dass dies unsere Meinung ändern würde - was nicht der Fall war.
Nach unserem Gespräch dauerte es eine Woche und zwei Follow-Up E-Mails, bis Tchibo uns antwortete: leider ohne konkreten Vorschlag. Stattdessen wurde lediglich die ursprüngliche Aussage wieder aufgegriffen: Die Produkte seien ihre eigenen Designs. Sie können sich eine Kooperation in der Zukunft vorstellen und werden ein Konzept dazu vorlegen.
Bis heute hat sich Tchibo nicht entschuldigt, keine Entschädigung, keine Einstellung des Verkaufs angeboten und keine Spende des Erlöses an einen sinnvollen Zweck vorgeschlagen.
Im Laufe unseres Austauschs ist unsere Enttäuschung über Tchibos Verhalten nur noch größer geworden. Wir sehen eine Diskrepanz zwischen dem, was ihr "Verhaltenskodex" vorgibt, und dem, wie sie es in der Praxis umsetzen.
Uns wurde der Eindruck vermittelt, dass Tchibo das, was es getan hat, für völlig normal und akzeptabel hält.
Deshalb sind wir zu dem Schluss gekommen, dass unsere Werte und Prinzipien nicht übereinstimmen, was eine Zusammenarbeit unmöglich macht. Wir haben Tchibo heute informiert, dass wir an einem weiteren Austausch bzgl. einer Marketingkooperation nicht interessiert sind.
Wie sieht es mit rechtlichen Schritten aus?
Wir haben uns juristisch beraten lassen und uns mit anderen Kleinunternehmer*innen ausgetauscht, die in ähnliche Situationen mit Tchibo verwickelt waren. Grundsätzlich ist die Nachahmung von Produkten in Deutschland rechtlich zulässig, wenn auch mit Einschränkungen.
In der Praxis handelt es sich um ein sehr schwieriges Rechtsgebiet, bei dem der Ausgang von Gerichtsverfahren schwer vorhersehbar ist. Die Fälle sind in der Regel komplex und Verfahrenskosten können sich schnell auf Zehntausende Euro belaufen. Das ist für die meisten kleinen Unternehmen ein zu hohes Risiko. Aus denselben Gründen haben die meisten der Firmen keine rechtlichen Schritte unternommen.
Tchibos Taschen sind keine exakten Nachbildungen. Sie unterscheiden sich in einigen kleinen Aspekten des Designs, und kleinere (aber nützliche) Funktionen sind nicht vorhanden. Dabei wurden sehr ähnliche, aber nicht identische Materialien in "anderer" Qualität ausgewählt.
Es ist möglich, dass die Produkte gerade ausreichend Unterschiede aufweisen, um vor Gericht damit durchkommen zu können.
Das ändert nichts daran, wie wir uns fühlen. Denn was rechtlich durchsetzbar sein mag, ist nicht automatisch fair und ethisch korrekt.
Für uns ist weiterhin klar, dass das Grunddesign unserem extrem ähnlich ist, was besonders beim Rucksack deutlich wird: ein 3-in-1-Reiserucksack, der sich in einen Tagesrucksack und eine abnehmbare Kühltasche verwandeln lässt. Die Silhouetten, Maße, Kofferöffnungen und Rollverschlüsse, Strukturen und Farben der Materialien sind sich allesamt sehr ähnlich.
Für Tchibo sind dies nur ein paar saisonale Taschen in ihrem über 5000+ Produkte umfassenden Sortiment und jede Woche erscheinen neue Produkte.
Für uns hingegen sind es unsere einzigen Produkte.
Unser Fazit
Speak up! Wenn wir eines aus diesem Fall gelernt haben, dann dass auch kleine Unternehmen wie unseres eine laute Stimme haben können, weil es da draußen eine unglaubliche Community gibt, die zusammenhält und Unternehmen zur Verantwortung zieht.
Wenn wir alle weiterhin solchen Fällen Aufmerksamkeit verschaffen, werden diese Konzerne vielleicht irgendwann anfangen, ihre Geschäftspraktiken zu überdenken.
Wenn wir uns gegenseitig unterstützen, sind wir eine stärkere und größere Gemeinschaft, als es sich ein großes Unternehmen jemals erträumen lassen könnte.
Und das ist etwas, was uns nicht geklaut werden kann: Zusammenhalt kann nicht gekauft werden, um kopiert zu werden.
Gehört bei Tchibo wohl zum Markenkern, dass man raubkopiert. Zuletzt erst wieder die Büromöbel von USM, die in einer ähnlichen Art kopiert wurden wie euer Rucksack. Vielleicht sollte man den Fall einfach immer wieder aufwärmen, ihr seid ja nicht die einzigen, die hier den Machenschaften der Tchibo-Leitung zum Opfer fallen.
Wenn ich dann allerdings noch so Bullshit-Kommentare wie das von Simone lese, keine Kohle haben, aber auf Safari gehen – die Alte arbeitet wahrscheinlich auch bei Tchibo.
Eure Preise sind halt schon einfach frech, hab mir auch den von Tchibo gekauft…
Hui. Na dachte schon lange warum bleibt Tchibo nicht beim Kaffee? Habe tatsächlich im Tchibo Laden letzte Woche einen sehr praktischen Rucksack aus recycelten Materialien für 20,- € gesehen und überlegte bis jetzt (!) diesen zu kaufen. Das lasse ich jetzt auch wenn’s bissel weh tut (eure Rucksäcke kann ich mir absolut nicht leisten), aber ein kleines stummes Zeichen setzen mache ich gerne. Wenn’s viele tun hat es vielleicht mal Wirkung. Bei 20,- € Preis ist auch die große Frage, wieviel Geld bekam der Mensch, der den Rucksack nähte?
Bei den Preisen von Wayks gehöre ICH definitiv nicht zur Zielgruppe und Klientel! Hätte mir aber sehr gerne den Rucksack samt kompletten Zubehör bei Tchibo für meine Safari gekauft. Wegen dem Affentanz von diesem Yuppie-Hersteller, sprich Euch, leider bei der Rösterei nicht mehr zu haben. Glaubt Ihr wirkliche EINE Person kauft sich jetzt anstelle eines 89€ Rucksackes, ein Teil für fast 400€ mit allem Schnickschnack??? Hinzu kommt, ordern im Ausland anstatt wie bei dem Kaffeeanbieter Kauf auf Rechnung und 30 Tage kostenloser Rückversand.
Ehrlich gesagt finde ich eure Reaktion nicht nachvollziehbar.
Euer Rucksack kostet fast 300€ (!!!), für mich wäre das niemals erschwinglich und die tchibo-Version ist für jemanden wie mich entsprechend eine gute Option. Wenn der Rucksack genauso teuer wäre und von einer vergleichbaren Marke kreiiert worden wäre, könnte ich euch verstehen. Aber tchibo nimmt euch da ehrlich gesagt absolut kein Käuferklientel weg. Es ist halt einfach großspurig, davon zu reden, dass man für eine “weniger kaufen” Kultur ist, aber offenbar null Bewusstsein dafür hat, warum jemand sich einen Rucksack bei tchibo kauft und nicht bei einem kleinen Start-up.
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